Was in allen Bundesländern bereits seit Jahren Praxis ist, ist ab 01.04.2025 nun auch in Bayern Pflicht: „die 2. Leichenschau vor der Einäscherung von Verstorbenen“. Nach fast 5 Jahren Verschiebungen soll es nun endlich zu einem offiziellen Starttermin kommen. Vielschichtige Gründe verzögerten den Start immer wieder, denn viele der Krematorien im Freistaat mussten erst in den dafür nötigen Umbau investieren und die „hoheitliche Aufgabe“ der zweiten Leichenschau musste zu dem an „externe“ Personen, wie etwa Rechtsmediziner, Pathologen oder andere qualifizierte Ärzte übertragen werden.

Wir fragten bei Holger Booch, Inhaber des Bestattungsinstitut Rose nach, was sich für die Angehörigen und bei den Bestattern selbst alles ändert?

„Schade dass es nun doch so lange gedauert hat bis zur Einführung der 2. Leichenschau in Bayern. Denn laut einer Schätzungzu vieler Rechtsmediziner im Freistaat, sei bisher wohl eine drei-bis vierstellige Zahl an Tötungsdelikten bisher unerkannt geblieben sein.“ so der Geschäftsführer eines der führenden Bestattungsinstitute im Oberland.

„Alleine die Tatsache das die 2. Leichenschau in allen anderen Bundesländern bereits seit vielen Jahren Praxis ist und nur in Bayern auf die 2. Leichenschau bisher verzichtet wurde, ist wie vieles andere auch manchmal schwer nachvollziehbar“. Zwar wurde die Pflicht zur 2. Leichenschau bereits 2019 mit einer Änderung der Bestattungsverordnung beschlossen und auch vom bayrischen Ministerium als wichtiges „Kontrollinstrument“ angesehen, doch wird diese jetzt erst tasächlich auch umgesetzt.

„Eine damit verbundene Hoffnung der Behörden und natürlich auch von uns Bestattern ist, dass die übertragene Sorgfaltspflicht der ersten Leichenschau zukünftig sorgfältiger durchgeführt wird“, damit spielt Herr Booch auf die Dunkelziffer sogenannter unerkannter Tötungsdelikte an. „Es kann sicherlich ein jeder Bestatter aus Erfahrung bestätigen, dass eine vorgeschriebene Leichenschau, wohl nicht immer in aller Ausführlichkeit stattgefunden hat.“

Wie wichtig es insbesondere für die Angehörigen ist, eine Erklärung für den Tod eines geliebten Menschen zu bekommen, zeigt die steigende Zahl der privaten Obduktionen. Hier geht es um das bessere Verstehen, ein plötzlicher und unvorhersehbarer Tod des geliebten Menschen – um das Begreifen. Anders wie bei den „unnatürlichen Todesfällen“ wo von Amtswegen angeordneten Obduktionen in der Gerichtsmedizin. Ob zukünftig die zweite Leichenschau dann zu einer niedrigeren Dunkelziffer der unterstellten Tötungsdelikten führt, bleibt abzuwarten.

„Was aber bereits feststeht, ist ein veränderter zeitlicher Ablauf einer Feuerbestattung und das nicht nur für den Bestatter, dem Krematorium und somit für die Angehörigen“ so Herr Booch weiter.

„Die persönliche Kleidung oder Lieblingskleidungsstücke eines Verstorbenen, die Angehörige dem Bestatter bisher vorher übergaben, verbunden mit dem Wunsche diese den Verstorbenen anzukleiden, wird zukünftig schwer umzusetzen sein. Um eine ordnungsgemäße Totenschau durchführen zu können, muss ein Verstorbener dann bei der 2. Leichenschau ebenso entkleidet sein bzw. werden. Diesen zusätzlichen Aufwand des aus- und wieder ankleiden des Verstorbenen können die Krematorien und deren Amtsärzte zeitlich und praktisch nicht leisten.“ Damit spricht Herr Booch ein emotionales Problem an, mit denen die Bestatter zukünftig konfrontiert werden. „Wir werden zukünftig den Angehörigen dann wohl zu einem Talar – Sterbehemd – raten, um sowohl die Arbeit der Amtsärzte bei der zweiten Leichenschau überhaupt erst zu ermöglichen und trotzdem sicherstellen, dass die Verstorbenen danach angekleidet und eingebettet im Sarg verbleiben“.

Ein weiteres Problem wird dann wohl auch der zeitliche Ablauf einer Feuerbestattung werden. „Wir konnten in der Vergangenheit, wenn gewünscht, Urnenbeisetzungen innerhalb von 8 Tagen umsetzen. Was zukünftig wohl nicht mehr möglich sein wird.“

Daher kann die neue 2. Leichenschau im Krematorium, nur der erste Schritt sein. Das Ziel bei uns in Bayern kann daher nur sein, wie in anderen Bundesländern auch, dass die zweite Leichenschau direkt beim Bestatter erfolgt. „Wir als Bestattungsinstitut Rose, haben mit unserem eigenen hygienischen Vorsorgeraum inkl. eigenen Kühlraum, die nötigen Voraussetzungen bereits vor vielen Jahren geschaffen.“